Dienstag, 2. Oktober 2012

Orientierungscamp (22.09.-28.09.) Teil I

Am 22.09.2012 fing also unser Orientierungscamp an. An der Sangubashi Station traf ich auf die anderen FreiwilligInnen [Thomas (UK), Outi (FIN), Kiryu (DEN), Miriam (DE) Simon (DEN) und Stig (DEN)] und die ICYE-Mitarbeiter, und wir liefen direkt zum National Olympic Memorial Center, um dort das Wochenende gemeinsam zu verbringen. Auf Anhieb haben wir uns alle super verstanden und sind auch gegen Ende des Camps eine sehr harmonische Truppe geworden!

Am Center angekommen wurden wir von Tomoko-san und den Rückkehrern sehr herzlich empfangen. Einige waren für ein Jahr zum Beispiel in Indien, Dänemark, Costa Rica, Finnland oder sogar Deutschland. Nach der Einführung ging es erstmal in die Caféteria. Ich bestellte mir dort Udon (Suppe mit dicken Weizennudeln) und aß gemeinsam mit den anderen. Es war wirklich unglaublich toll, wie viele neue nette Leute ich an diesem Wochenende kennengelernt hatte. Bei lustigen Gruppenarbeiten konnten wir unsere bisherigen Erfahrungen untereinander austauschen und so viele neue Sachen lernen. Anschließend gingen wir auf Sightseeingtour. Wir besichtigten zuerst einen traditionellen japanischen Park, wo es einige Tempel gab. Die Umgebung war wirklich sehr schön, alles still und idyllisch. Ich vergaß für eine kurze Zeit, dass ich mich in Tokyo befand.

Steinlaterne
Bach
Foto mit der lieben Sayaka-san (Kontaktperson ICYE)
Eingangstor
Danach ging es nach Shinjuku zu einigen Unterhaltungsplätzen, wie zum Beispiel Harajuku, ein sehr bekanntes und aufregendes Örtchen für Modebewusste, welche, die es noch werden wollen und für diejenigen, die das Leben einer Sardine in der Büchse zu fühlen vermocht hatten. Für mich war es der reinste Horror durch diese Straße zulaufen! Es war dermaßen voll und überall Glitzer, Lichter, laute Musik und Reklame. Diese aggressive Reizüberflutung veranlasste mich, schnell das Weite zu suchen, allerdings bei der Menschenmasse nur im Schneckentempo. Bemerkenswert fand ich den Kleidungsstil und das Aussehen einiger japanischer Mädchen und Jungen. Viele, die ich gesehen hatte, trugen Gothic Lolita Kleider mit riesigen Sonnenschirmen, bunte Kontaktlinsen (rot, grün), Perücken und andere schrille Outfits. Ich fand das äußerst interessant, aber das ist halt Geschmacksache, nicht wahr? Übrigens überraschte es mich, dass bei Frauen Ausschnitt zeigen Tabu war, aber Röcke nie zu kurz sein konnten, selbst wenn das Hösschen das Tageslicht erblickte hatte.

Einkaufsstraße Harajukus
Das Wetter war an diesem Tag sehr schwül und heiß. Als wir Harajuku verlassen hatten, waren viele von uns sehr müde und dehydriert. So machten wir uns auf die Suche nach einem Café, welches wir nach einigen Metern fanden, ein ziemlich süß dekoriertes (mit Engeln und Blumen). Wieder im Center angekommen mussten wir erstmal japanisch pauken. Katakanalernen stand nämlich auf der Tagesliste und so mussten wir 120 Minuten im klimatisierten Raum Schriftzeichen lernen. Zwischendurch wurden einige von uns immer nach draußen geschickt, um mit Kurose-san ein Interview durchzuführen (Überprüfung der bisherigen Japanischkenntnisse, Fragen über Ängste und Sorgen, Erwartungen, Projektinformationen). Von insgesamt drei Schwierigkeitsgruppen wurde ich zusammen mit Miriam in die 2. Gruppe für die kommende Woche gepackt. Als der Unterricht anschließend zu Ende ging, begaben wir uns zur Willkommensparty im Shoya - Restaurant. Wir nahmen auf dem Boden Platz, wo es viel Freiraum für die Füße gab, und los ging die Party! So leckeres Essen, wie an diesem Abend, hatte ich wirklich seit Ewigkeiten nicht mehr gehabt: Tempura, Fisch, Sojasprossenpfanne, eine Art dicke Nudelsuppe und vieles mehr.

im Shoya Restaurant (Bild von Miriam)

ICYE-Freiwillige
(Bild von ICYE Japan)
Sichtlich erschöpft ging es dann in Richtung Schlafräume, nachdem man sich verabschiedet hatte. Auf Empfehlung aber nahmen wir alle kurz vor dem Schlafengehen noch ein Bad, und zwar im öffentlichen, geschlechtlich getrennten Bereich. Unwohl fühlte ich mich schon dabei, aber sobald ich im Wasser war, verschwand die Scham vor den anderen. Wichtig war vor allem, dass sich jeder vor dem Baden duschen musste und dass sich die Haare nicht im Badewasser befinden durften. Die Schlafräume waren sehr schön eingerichtet mit  Holzfassaden, großen Fenstern und Pergamentpapier. Wir waren zu zehnt und schliefen auf Futons. Das war ein wirklich tolles Erlebnis! Die Nacht war recht kurz, vor allem für diejenigen, die im Nachbarzimmer noch weitergefeiert hatten. Um sieben Uhr hieß es Aufstehen und dann in die Caféteria zum Frühstücken gehen. Besonderheit: Es gab Natto (fermentierte Bohnen in schleimiger Konsistenz) und wer mutig war, hatte davon probiert. Die Bohnen zogen Fäden beim Herausnehmen und allgemein sah es meiner Meinung nach nicht sehr appetitlich aus. Meine Bemerkung dazu: Es schmeckt speziell, aber nicht eklig! Nach dem Frühstück hieß es erstmal Morgensport mit einigen Fitnessübungen. Lustig, lustig, auf welche Ideen einige gekommen waren! Danach ähnliches Programm wie am Tag zuvor: 120 Minuten Japanischunterricht, anschließend Fotosession mit dem gesamten Team und darauf Mittagessen im Ramenrestaurant. Noch völlig satt vom Frühstück, wollte ich nur etwas Leichtes und Kleines essen, doch völliger Irrtum. Meine Portion war von allen die größte (Ramen mit Sojasprossen). Trotz lauter Unterstützung hatte ich nicht einmal die Hälfte geschafft, was sehr schade um das leckere Essen war!

Ramen mit Sojasprossen
So ging das schöne, sehr lustige und erlebnisreiche Wochenende zu Ende. Am Tag darauf sollte das richtige Orientierungscamp für uns Neulinge im ICYE-Büro mit sehr viel Japanischunterricht anfangen.

6 Kommentare:

  1. :O Speziell? Ich esse fast jeden Tag Natto!

    lg Tobi ;)

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    1. Das ist weder positiv noch negativ gemeint. Ich muss mich, glaube ich, noch an den Geschmack gewöhnen ;)

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  2. Lolita *_* cool, dass du das erwähnt hast ;-)

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  3. Wenn du wieder da bist, müssen wir unbedingt hier in Berlin Ramen essen gehen. Das stell ich mir unglaublich lecker vor :D

    Marthalein ;)

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