Samstag, 27. Oktober 2012

Wiedersehen mit Tobi

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass schon weit mehr Zeit vergangen ist, aber nach fast 2 Monaten sah ich heute Tobi (ein guter Freund aus Deutschland) wieder. Hach, wie ich seine sarkastische Ader (nicht) vermisst hatte ;)! Mit drei weiteren netten Leuten ging es bei Nieselregen wieder zur Miyajima Insel. Diesmal bekam ich sogar die Chance bei Ebbe zum O-torii Tor zu laufen und dort ein fünf Yenstück am Fuß anzubringen, was mir Glück bringen und hoffentlich nicht von der Flut weggeschwemmt werden soll. Unser Tagesplan, erneut auf den Mount Misen diesmal mit der Seilbahn zu gelangen, wurde durch die "netten" Preise an der Bahnstation in den Wind geschlagen. Drei von uns hatten es mit dem Fußweg versucht, ich blieb mit Jasmina unten und gemeinsam suchten wir (vergeblich) eine Bleibe auf der Insel, weil es zudem ziemlich schnell dunkel wurde. Von insgesamt acht befragten Unterkünften hatte uns nur eine nette Dame weitergeholfen bei anderen Hostels nach Unterbringungsmöglichkeiten zu fragen. Aus dieser Miserie hatten wir Erfahrungen für das Leben gelernt, dass man durch früheres Suchen einer Unterkunft sehr viel Geld und Nerven hätte sparen können ;) Ein wenig Glück hatten wir allerdings beim "Gefüllte Hefeklößestand". Dort gab es vorzüglich schmeckende Klöße mit Fleischfüllung, die durch Kogoro Mori aus Detektiv Conan (Animeserie) ins Leben gerufen wurden.  Kurz vor Ladenschluss konnten wir glücklicherweise noch einige ergattern. Danach ging es für die anderen in ein Hotel, für mich nach Hause. Übrigens: Rotgefärbte Ahornblätter verzaubern im Moment die Landschaft Miyajimas und es ist eisig kalt.

bei Ebbe vor dem Tor
mein 5 Yenstückin der Mitte ;)

Tobi und ich
Ein kleiner Nachtrag: Gestern Nacht (von Freitag auf Samstag) um 04:45 Uhr hatte mich ein Erdbeben der Stärke 3,0 aus dem Schlaf gerissen. Das war das erste Mal, dass ich eins miterlebte. Es war, als ob 5 Lastwagen direkt neben mein Haus entlangbretterten. Mein Bett wackelte hin und her und der Lärm war sehr unangenehm. Eine furchterrengende Erfahrung für mich! 

Hiroshima TV

Hallöchen! 

Wenn an manchen Abenden Entspannung angesagt ist, nutze ich die Zeit, um ein wenig das japanische Fernsehen zu durchforsten. Dabei ist mir aufgefallen, dass es gar nicht so viele Animesender und -serien gibt, wie ich vermutet habe. Ab und zu verfolge ich Detektiv Conan, ansonsten schaue ich mir Nachrichten und  Reality Shows an, von denen Letzteres Massen vorhanden sind. Wer sich an "Takeshi's Castle" erinnern kann, dem wird bewusst, dass viele Japaner eine Leidenschaft für spaßige Sendungen besitzen, denn das Fernsehprogramm ist so aufgebaut, dass hauptsächlich zur Abendbrotzeit, wenn viele Menschen zu Hause sind, die für mich sehr skurrilen Sendungen über Schönheitsoperationen, radikalen Gewichtsabnahmen mithilfe von merkwürdigen Methoden, Survivalcamps und vieles mehr im Fernsehen laufen. Auch filmen sie oft bei japanischen Familien zu Hause, um deren Alltag auf lustige Weise zu dokumentieren und niemals hätte ich im Leben damit gerechnet, einmal bei einer solchen Reality Show mitzumachen!

Am Donnerstag, den 25.10.12 war es nämlich soweit. Meine Okaa-san (übersetzt: Mutter) hatte mir zwei Tage zuvor erzählt, dass ein Fernsehteam zu ihnen nach Hause kommen und uns interviewen möchte (meine Gedanken waren dazu: "Was zur Hölle geht hier vor sich?). Genauere Details hatte sie mir zu dem Zeitpunkt nicht genannt und so nahm ich die Sache zunächst ganz locker. Am Tag dann die Nachricht: "Phu-chan, du wirst kochen!" und völlig perplex musste ich mich erstmal sammeln und mit Okaa-san einkaufen gehen. Wir hatten uns entschieden, Sommerrollen und Eierreis zu kochen. Nach dem Einkauf fingen wir direkt mit den Vorbereitungen an. Alle Zutaten wurden kleingeschnitten, mariniert und gekostet. Es machte wirklich sehr viel Spaß und zwischendurch konnte ich mich auch ausruhen, damit ich für den Abend gewappet war. Als dann die Teufelsstunde näherkam, waren alle sehr nervös, vor allem Otou-san (übersetzt: Vater) merkte man seine Aufregung, die sich in seinen Kreisbewegungen durch den Raum zeigte. Eine gute Hippofreundin kam etwas später mit ihrer Tochter auch vorbei und bereitete Kartoffelauflauf vor. Somit hatten wir auf dem Tisch vietnamesische und deutsche Speisen. Mit etwas Verspätung erschienen dann auch die Reporterin, der Kameramann, der Mikrofonhalter und Director. Bei der Begrüßung musste ich mir wirklich das Schmunzeln verkneifen, denn die Reporterin gab meiner Okaa-san ein überdimensionales Schild in die Hand, wo der Name der Show draufstand ("Omameshi") und forderte sie auf, in die Kamera zu grinsen. Ich bemerkte, dass sie sich nicht ganz wohl in ihrer Rolle fühlte. Jeder stellte sich anschließend mit seinem Spitznamen vor. Übrigens war der von Otou-san: Totoro. Dann wurde die gesamte Aufmerksamkeit auf mich projiziert, womit ich zunächst Schwierigkeiten hatte, jedoch war am Ende alles sehr lustig und locker. Die Reporterin hatte mich über jegliche, kulturelle Sachen auf japanisch interviewt, was meine Okaa-san dann ein wenig für mich übersetzen musste. Außerdem hatte sie mich über typische Steoreotypen aus Deutschland gefragt (Stichwort: Bier) und mir Wörter im Hiroshimaslang sagen lassen (mit ausdrucksstarker Mimik und direkt in die Kamera natürlich!). Dann fingen wir an zu essen und meine Aufgabe war es, zu zeigen, wie man Sommerrollen richtig formt. Mit "Prost!" und Bier (ich mit Wasser) hatten wir dann auch angestoßen, und selbstverständlich musste das auch in den Filmkasten. Es wirkte ziemlich gekünstelt und spaßig, weswegen ich mich ziemlich am Riemen reißen musste, nicht in Lachen auszubrechen. Das Essen wurde sehr gelobt und war mit einem Nu aufgegessen. Die Verabschiedung der Show war abschließend mit dem Satz "Das war ein großer Erfolg!" geleistet, den wir alle gemeinsam in die Kamera gerufen hatten. Nach einer Dreiviertelstunde war Schluss und danach hatten wir alles nochmal mündlich Revue passieren lassen. Übrigens: das Kamerateam filmt oft bei Menschen zu Hause, um sie beim Abendessen "zu stören", in dem Sinne, dass meistens alles perfekt vorbereitet wird. Meine Gasteltern haben das natürlich clever für ihre Hippowerbung genutzt. Nächste Woche soll es im Fernsehen erscheinen und ich bin gespannt, wie viel sie rausschneiden werden. Das war wirklich ein tolles, lustiges und unvergessliches Erlebnis!

Bei den Vorbeitungen
Prost! Es wurde getrunken, ...
 ... gegessen und...

... gefragt :)
(Bild von Kamikawa-san)

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Arztbesuch

Eigentlich ist es mein Wunsch gewesen während meines Auslandsaufenthaltes möglichst wenig zum Arzt gehen zu müssen, doch seit meiner Ankunft von vor knapp einem Monat leide ich unter starker Akne. Das Schlimme daran: mein Gesicht ist extrem gerötet und diese fiesen Pickelchen tun auch noch weh. Also bin ich letzte Woche zum Hautarzt gegangen. Zu meiner Überraschung konnte der Doktor wirklich gut englisch sprechen und mir genau erklären, welche Salben wie und wann zu verwenden sind. Zudem ist er sehr freundlich gewesen, so dass ich mich in keiner Minute hätte unwohl fühlen müssen. Als Ursache für die Akne hat er den Stress genannt, wobei ich wirklich geglaubt habe, dass es am Essen oder am Wasser liegt, welches sehr chlorhaltig ist (ziemlich unangenehm beim Waschen und Zähneputzen). Die Praxisausstattung hat sich nicht groß von einer deutschen Arztpraxis unterschieden, alles sehr modern und sauber, und im Wartebereich gibt es Manga zum Lesen. Ein kleines Problemchen gibt es aber doch: Die Rezepte und die Rechnung sind auf japanisch ausgestellt worden, was natürlich für meine Auslandskrankenversicherung etwas problematisch sein könnte. Allerdings hat der Arzt mich in zwei Wochen nochmal zu sich eingeladen, um zu sehen, ob sich meine Haut verbessert hat und da kann ich ihn ja nach einer Übersetzung fragen. 

Ein kleiner Nachtrag: eine Übersetzung muss ich glücklicherweise nicht einreichen.

Gemütliche Hippoabende bei meiner Gastfamilie

Hippomitglieder
Jeden Freitagabend veranstalten meine Gasteltern bei sich zu Hause ein Hippomitgliedertreffen mit Essen und Trinken, welches jeder mitbringt und dann auf dem Tisch serviert. Es wird gemeinsam in großer Runde gegessen und über alles Mögliche geplaudert. Wenn dann wieder die Selbstvorstellungsrunde in verschiedenen Sprachen beginnt, bin ich immer wieder aufs Neuste überrascht wie schnell die Hippomitglieder eine Sprache lernen können. Seit meiner Ankunft hier in Hiroshima bringe ich ihnen zahlreiche Wörter (wie Prost, Guten Appetit u.a.) auf deutsch und vietnamesisch bei und sie prägen sie sich richtig schnell ein. Von ihnen lerne ich auch jedes Mal neue Wörter kennen. Danach heißt es meistens die Thesen vom Hippogründer, Yo Sakakibara, analysieren und hinterfragen. Für mich meist sehr anstrengend mitzuverfolgen, weil ich bei den Gesprächen so gut wie nichts verstehe und seine Argumente sehr schwer zu durchblicken sind. Dabei lesen alle gemeinsam einzelne Passagen vom Buch laut vor.

Das Hippobuch
Eine seiner Thesen ist zum Beispiel, dass man eine Sprache am Besten erlernen kann, wenn man sie wie ein Kleinkind nachspricht, das heißt, man solle Geschichten nur mithilfe des Gehörs und der Aussprache verstehen lernen und dadurch an Sprachkenntnissen gewinnen. So machen wir das auch in den anderen Gruppen immer: Eine Geschichte wird vorgespielt und man muss parallel zum Text mitsprechen, wo man sich zuvor aber eine verständnisvolle Übersetzung eingeprägt hat. Und zum Abschluss eines Hippoabends tanzen wir meist noch einen chinesischen Tanz und wir machen noch einige Auflockerungsspiele, wie zum Beispiel: Jemand sagt ein Kleidungsstück auf eine andere Sprache und alle Betroffenen müssen rennen und der/diejenige, der/die am langsamsten war, muss als Nächstes einsetzen. Viele der Hippomitglieder sind sehr offene und liebenswerte Menschen, und mir macht es jedes Mal sehr viel Spaß und Freude bei ihnen sein zu können. 

Samstag, 20. Oktober 2012

Oktopusbällchen selbstgemacht!

Seitdem ich die Oktopusbällchen Takoyaki beim Sake Festival das erste Mal gegessen hatte, gehörten sie zu meinen japanischen Lieblingsspeisen. Meine Gastmutter hatte meine Schwärmerei mitbekommen und überraschte mich heute mit dem Satz: "Heute gibt's Takoyaki, Phu-chan!" *-* (Übrigens, Phu-chan ist mein neuer Spitzname.) Daraufhin hatten wir alle Zutaten vorbereitet: Lauchzwiebeln, eingelegten Ingwer und Oktopusstücke kleingeschnitten, Teig aus verschiedenen Sorten Mehl, Eier und Wasser gerührt und das Gerät mit den Formen angeschaltet und los ging's. Die Prozedur erinnerte mich ein wenig an die Herstellung von Waffeln. Erst wurde der Teig bis zum Rand aufgegossen und nacheinander wurden dann die einzelnen Zutaten hinzugefügt. Dann kam der etwas schwierige Teil: mit einem Zahnstocher musste man den Teig nun schnell umdrehen, aber irgendwie hatte es bei mir nie wirklich geklappt, alles fiel mir auseinander. Es roch im ganzen Haus dann nach Oktopusbällchen und einigen Minute später waren sie auch schon fertig, außen schön knusprig und innen weich. Dazu gab es eine würzige Sauce und Petersilie. Beim Anblick der Bällchen dachte ich mir nur: "Kommt zu mir kleine Bällchen! Kommt geschwind in meinen Mund! *-*" 

hoch konzentriert ;)
alle Zutaten auf einem Blick



Nachdem wir uns oft nicht wirklich lange sehen konnten, war es für mich wirklich schön etwas mehr Zeit mit meinen Gasteltern zu verbringen. In Deutschland werde ich Takoyaki auf jeden Fall nachkochen. Nur das passende Gerät zu finden, wird ein kleines Problem.

Schöne Stunden im Park

Hallo ihr Lieben!

damit auch keiner verloren geht
In den letzten Tagen hatten wir oft sonniges Wetter, weshalb die Erzieherinnen beschlossen hatten, mit den Kindern der Schmetterlingsgruppe mehrmals zum nächstgelegenen Park zu gehen. Ich sollte natürlich mitkommen und das schöne Wetter mit den Kindern zusammen genießen. Glücklicherweise befand sich dort auch ein Spielplatz mit einem großen Sandkasten, wo wir uns alle austoben konnten. Wir bauten Burgen und Kuchen aus Sand und ich hatte den Kindern beim Klettern geholfen. Pünktlich zum Mittagessen waren wir dann wieder im Kindergarten. Die Kinder waren oftmals sichtlich erschöpft und schliefen beim Essen fast ein. Das Austoben im Park erleichterte uns das Einschlafen.

beim Basteln der Libellen
Nach dem Vesper hatten wir einige Aktionen mit den Kindern geplant. Diesmal stand Libellenbasteln auf dem Plan: Aus Pergamentpapier und Karton bastelten die Kinder die Augen und bemalten anschließend den Körper und  die Flügel mit Farbstiften. Als kleines Überraschungsgeschenk bekam ich von Miyuki-sensei am Ende noch Weintrauben geschenkt. Das war wirklich liebenswert und ich hatte mich richtig gefreut, wusste allerdings am Anfang nicht, was sie mir genau damit mitteilen wollte, bis mir klar wurde, dass der liebe Tobi einmal meinte, dass Obst oft als Geschenk weitergegeben wird. Aufgrund des Preises hat es auch einen hohen Stellenwert in Japan und es kann soweit hinauslaufen, dass man es solange weiterverschenkt bis es schlecht wird und man es nicht mehr genießen kann.

Montag, 15. Oktober 2012

Das Karpfenschloss

Bei unserer Besichtigungstour hatten Tom und ich noch das Karpfenschloss besichtigt. Irgendwie fand ich es unpassend, es noch im letzten Blogeintrag zu erwähnen, weswegen ich es jetzt hier gemacht hatte ;) Ärgerlicherweise hatte Tom vergessen, seinen ICYE-Ausweis mitzunehmen, weswegen er Eintritt bezahlen musste.

Hiroshima-jō
Ich möchte noch kurz auf den Eukalyptusbaum vom letzten Eintrag hinweisen. Bei dem Atombombenabwurf wurde das Schloss komplett zerstört, nur der Baum widerstand der Explosionskraft. Seit 1958 steht nun eine Rekonstruktion des Hauptturms an der Stelle des Schlosses, welches ursprünglich im 16. Jahrhundert für den Feudalherrn Mōri Terumoto gebaut wurde. Das Schloss dient heute als Museum für die Geschichte Hiroshimas vor Hunderten von Jahren, vor allem viele Gegenstände bezüglich des Samuraizeitalters können dort besichtigt werden (Fotos von den unglaublich beeindruckenden Schwertern durfte ich leider nicht machen). Natürlich nicht zu vergessen ist die tolle Aussicht auf die Stadt Hiroshima ;)

vor dem Schloss ;)
einmal ein richtiger Samurai sein

wunderschöne Sicht auf Hiroshima

Erinnerungen an den Atombombenabwurf

Letztes Wochenende hatte ich mich mit Tom (ICYE-Freiwilliger, der ebenfalls nach Hiroshima gekommen war), getroffen, um mit ihm gemeinsam die Gedenkstätten Hiroshimas zu besichtigen, da das Vorhaben auf beiden Seiten seit der Ankunft bestand. Wir liefen mit einem mulmigen Gefühl zum Friedenspark und dort angekommen hatten wir mit einem Mal realisiert, dass wir uns direkt im Abwurfzentrum befanden und hatten an das, was vor 67 Jahren geschah, gedacht. Beim Anblick der Atombombenkuppel lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken und minutenlang hatten wir uns diese Ruine betrachtet, ohne etwas zu sagen. Laut Informationstafel war die Explosion 600m fast senkrecht über dem Gebäude, weshalb die Wände des Gebäudes nicht zerstört wurden, aber alles weitere in der Umgebung wurde dem Erdboden gleichgemacht und die Menschen waren sofort tot.

Steinwände und ein Eisengerüst
Die Atombombenkuppel symbolisierte nun ein Zeichen für den Weltfrieden und zeigte die zerstörerischen Ausmaße von Atomwaffen. Tom und mir waren aufgefallen, dass die Menschen, mit denen wir in letzter Zeit über den Zweiten Weltkrieg zu reden versucht hatten, den meisten Fragen aus dem Weg gegangen waren oder im Allgemeinen nur sehr oberflächlich geantwortet hatten. Es blieb für vielen immer noch eine hochsensible Geschichte, worüber sie nur im Stillen daran dachten und es nur sehr ungern ansprechen vermocht hatten. Im Friedenspark kamen wir wenig später am Kinderfriedensdenkmal vorbei, wo eine Bronzestatue, einen Kranich haltend, auf einem Stein zu sehen war. Dieses sollte an das an leukämieerkrankte Mädchen, Sadako Sasaki, erinnern, welches tausend Kraniche gefaltet hatte, um sich dadurch den Wunsch "Gesund zu werden" zu erfüllen. Viele Schulklassen hatten sich an dem Tag an diesem Ort versammelt, um Gebete und Lieder vorzutragen und der Opfer zu gedenken.


eine Schulklasse vor dem Kinderfriedensdenkmal

Anschließend besichtigten wir noch eine Flamme, die erst aufhört zu brennen, sobald die letzte Atombombe vernichtet worden war und einen von der Atombombe beschädigten Eukalyptusbaum, der überraschenderweise noch Blätter ausbildete.

die Flamme
Eukalyptusbaum


Alles in allem bedeutete dieser Tag für mich sehr viel, da ich mich sehr intensiv noch einmal mit der Geschichte des Pazifikkrieges auseinandersetzen konnte und mir noch einmal bewusst wurde, welche Zerstörungskraft Atomwaffen haben und wie gefährlich Atomkraft ist.

Bei den Preisen kriege nicht nur ich einen Anfall, mein Portemonnaie ebenso!

Was dachte ich mir schon dabei! Für vier Tage einzukaufen wäre doch ganz simpel und schnell im nächsten Supermarkt zu erledigen. Nun ja, insgesamt brauchte ich drei Stunden, um jedes Lebensmittelgeschäft in der Nähe abzuklappern und die günstigsten Fressalien zu finden. Selbst das war in vielen leider nicht möglich!

Da meine Gasteltern die letzten vier Tage nicht zu Hause waren, musste ich mich nun selbst um das Essen kümmern und machte mich mit dem Fahrrad frohen Mutes auf dem Weg zum ersten Supermarkt. Für das Frühstück sollte gekauft werden: Brot, Belag, Tee oder Milch und fürs Abendessen: Reis, ein bisschen Gemüse und Obst, Getränk. Da mir schon von Anfang an klar war, dass ich für das Obst und Gemüse tiefer in die Tasche greifen müsste, hatte ich bei den anderen Lebensmitteln versucht, das günstigste zu ergattern. An Fleisch und Fisch war erst einmal gar nicht zu denken. Der erste Schock für mich: 6 Toastbrotscheiben für umgerechnet 2,88€! Nicht mit mir! Soviel wollte ich nun wirklich nicht bezahlen und suchte schnurstracks den Ausgang. Im nächsten Supermarkt das Gleiche. Irgendwann, drei Straßenkreuzungen weiter, fand ich dann das Lebensmittelgeschäft Yours, wo die Preise für mich noch erschwinglich, aber trotzdem zum Heulen waren: Brot für umgerechnet 1,84€, kleines Glas Marmelade für 2,34€, Milch (1L) für 2€ (!), drei Bananen für 3€, 1 Apfel für 1,50€, 3 Minigurken für 3€, Apfelsaft (1,5L) für 3,55€ (!!!) An dem Tag hatte ich höllischen Durst nach Apfelsaft und wollte ihn mir trotz des Preises kaufen. Tja, die Einsicht kam wie immer viel zu spät und mein Portemonnaie musste leiden. Bei der Milch musste ich mir auch auf die Lippen beißen, aber der hohe Preis kam dadurch Zustande, dass die Nachfrage nach Milch sehr gering war (aufgrund der Laktoseintoleranz vieler Menschen) und importiert werden musste. Reis hatte ich mir am Ende nicht gekauft, weil der zwei Kilo Sack 10€ gekostet hätte, und ich wenig später bei einem kleinen und sehr günstigen Bäcker belegte und überbackene Baguetten gekauft hatte. Das Obst und Gemüse dienten dann als gesunden Snack für zwischendurch.
nach dem Einkauf war mein Portemonnaie ca. 17€ leichter :o

Bei den Lebensmitteln hatte ich die Preise mit unseren aus Deutschland verglichen und natürlich dabei darauf geachtet, einzubeziehen, wie viel Geld ein Mensch in Deutschland für das Essen zur Verfügung hätte. Nun musste ich selbstverständlich mitbedenken, dass die Japaner zum Teil umgerechnet mehr Geld verdienen und es für sie weniger teuer sein könnte (oder es gibt doch noch günstigere Läden und ich hatte sie nur nicht gefunden).

Freitag, 12. Oktober 2012

Mein Alltag in Hiroshima

Hallo, ihr Lieben!

Nach einigen sehr erlebnisreichen Blogeinträgen habe ich mir gedacht, dass ich euch mehr von meinem Alltag berichten sollte, der auch viele interessante Sachen beinhaltet. Mein Tag fängt, egal ob in der Woche oder am Wochenende, immer um 8 Uhr mit Frühstück an, das heißt 7.30 Uhr aufstehen, schnell anziehen und dann zu meinen Gasteltern laufen. Ich habe mich ziemlich gut an den Rhythmus gewöhnen können und kann mich da auch nicht beschweren. Schließlich habe ich dann sogar mehr vom Tag, da es hier sehr schnell dunkel wird. Das Frühstück ist bei uns westlich gehalten. Westlich in dem Sinne, dass wir Brot mit verschiedenen Sorten Marmelade, Salat und Gemüse essen und dazu Tee und Kaffee trinken.  Meine Gasteltern achten sehr auf gesunde Ernährung, so backen sie das Brot jeden Tag selbst und vermeiden süße Speisen und Fertigprodukte. Verglichen zum Rest des Tages haben wir eigentlich nur am Morgen Zeit, längere Gespräche zu führen, denn meine Gasteltern sind meist bei ihren Hippoveranstaltungen und ich im Kindergarten. Um neun Uhr heißt es dann auch für mich: Auf zum Bahnhof, damit ich pünktlich um zehn Uhr beim Kindergarten bin. Jeden Tag fahre ich die Strecke von Takasu nach Nishihara und wieder zurück und mir krausen sich immer noch die Haare, wenn ich daran denke, dass ich für einen Tag knapp 9€ für Fahrkarten ausgeben muss. Zugfahren ist allgemein in Japan sehr teuer! Ich habe auch einmal bei einer Tankstelle nachgeschaut, wie viel dort umgerechnet der Liter kostet: 1,46€ (Stand 10.10.2012), günstiger als in Deutschland, aber was nützt mir Autofahren, wenn ich noch nicht einmal den Führerschein besitze ;).

Im Kindergarten angekommen heißt es erstmal Umziehen. Ich trage während meiner Arbeit eine Kochschürze, damit die Kleidung nicht dreckig wird. Manchmal ist das Tragen von Mundschutz ein Muss, wenn man das Gefühl hat, dass die nächste Erkältung im Anmarsch ist. Von 10-13 Uhr habe ich meine Schicht in der Bambigruppe, dann wird von 13-17 Uhr in die andere Gruppe gewechselt. In der ersten Gruppe spiele ich mit den Kindern mit Bausteinen oder halte sie in den Armen und singe ihnen etwas vor. Sie gucken mich dann meistens verwirrt an, weil ich nicht auf japanisch singen kann. Allerdings lerne ich von Tag zu Tag immer mehr japanische Lieder kennen. Um 12 Uhr gibt es dann Mittagessen: Reis mit vielen Beilagen (Krautsalat, eingelegte Bohnen, Tofu). Zum Füttern habe ich ja schon einmal etwas erwähnt und es läuft jeden Tag ähnlich ab. Die Kinder haben sichtlichen Spaß mit dem Essen zu spielen und sich gegenseitig und die Erzieherinnen damit abzuwerfen. Dann heißt es Windeln wechseln, aufräumen und den Kindern beim Mittagsschlaf helfen. Mir fällt es jetzt bereits leichter, die Kinder zum Einschlafen zu bringen. Meine Einschlaflieder helfen mir dabei sehr. Entweder singe ich so schief, dass sie lieber den Schlaf vorziehen anstatt zuzuhören oder ich bin doch nicht so schlecht im Singen ;) Natürlich gibt es wiederum auch Kinder, die gar keinen Mittagsschlaf machen wollen und diese muss man jederzeit beschäftigen können, damit sie die anderen Kinder nicht aufwecken. Sobald auch das letzte Kind im Schlummerland angekommen ist, habe ich dann meine Pause und esse das gleiche Essen wie die Kinder. Geschmacklos ist es, aber gesund.

Nach dem Mittagsschlaf gehe ich zu den "Großen" und mache einige Spiele mit ihnen gemeinsam. Wir singen auch deutsche und vietnamesische Lieder zusammen. Das Problem ist bei den etwas älteren Kindern, dass sie ziemlich schnell reden und ich sie größtenteils gar nicht verstehe (und andersherum, dass sie mich nicht verstehen). Bei den Kleinen habe ich die Möglichkeit Wörter und kleine Sätze zu sprechen, doch bei den Großen reicht das nicht aus. So bin ich dann (oft) motiviert, am Abend neue Vokabeln zu lernen. Manchmal lege ich mich auch einfach sofort schlafen. Am Mittwoch und Freitag fahre ich nach der Arbeit gleich zur Hippogruppe, um wieder Sprachspiele auszutesten und in der großen Runde mein Japanisch in Diskussionen zu verbessern. Es macht wirklich sehr viel Spaß und zwischendurch lerne ich immer mehr Leute verschiedenen Alters kennen. Sichtlich erschöpft dann zu Hause angekommen, wird (einmal die Woche) Wäsche gewaschen und dann geschlafen. Ab und zu habe ich dann auch die Möglichkeit und Zeit ins Internet zu gehen oder meine Blogeinträge vorzuschreiben, wenn das Internet wieder einmal nicht funktioniert.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Miyajima Island

"Die Rehe sind wild. Rehe nicht füttern. Sie fressen Papier und Stoff. Bitte passen Sie auf!"

Als ich diese Sätze auf einem Übersichtsplan gesehen hatte, musste ich vor mich hin grinsen, nicht nur, dass sie auf deutsch waren, sondern, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich Rehe uns nähern würden. Aber falsch gedacht, liebe Phu, wie es sich am Ende herausstellte! Später etwas mehr dazu ;)

Am Dienstagvormittag fand ein Hippotreffen in meinem Haus statt und zudem hatte ich einen Tag frei. Leicht überfordert mit der Situation, dass plötzlich um die zehn Menschen in meinem sonst so leeren Haus im Wohnbereich saßen, hatte mich die liebe Saki-san gefragt, ob ich nicht Lust hatte, ganz spontan einen Ausflug zur Miyajima Insel inklusive Bergwanderung zu machen. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und sofort packte ich alles für meine Tasche zusammen. Mit dem Zug ging es dann 45 Minuten in Richtung Miyajimaguchi Bahnhof und danach mit der Fähre zehn Minuten auf die Miyajima Insel. Von der Fähre aus konnte ich bereits die tolle Landschaft erblicken und hätte wirklich nicht gedacht, dass es noch übertroffen werden konnte!
Hiroshima, Saki, meine Wenigkeit und mein Fuß

Laut Saki-san hatten wir Glück mit dem Tag und dem Wetter, weil viele Menschen an diesem Tag arbeiten mussten und zudem nur wenig Touristen gekommen waren. Dort eingetrudelt fingen wir auch sofort an, die Gegend zu erkunden. Unser Weg führte zuerst durch die Omotesando Einkaufsstraße, ein typischer Touristenort, wo viele Souvenire, Speisen, Köstlichkeiten, Getränke u.a. angeboten wurden.
Omotesando Einkaufsstraße
Am Ausgang angekommen riefen wir beide gleichzeitig "Mite! (Schau!)", weil jeder von uns etwas entdeckt hatte. Sie: das berühmte, im Wasser stehende O-torii Tor, ich: Rehe! Fasziniert von den Tieren hatte ich das große Tor glatt übersehen und Saki-san musste erst einmal über mich schmunzeln. Allerdings waren die Rehe nicht mehr menschenscheu und sehr an den Lärm und den Massen gewöhnt. So hatte die Insel zwar eine weitere Attraktion für Touristen, aber ich hielt nicht viel Gutes davon. Wenig später kamen zwei Rehe direkt auf mich zugelaufen, eins von hinten angeschlichen, und mit einem Stupser auf meinem Po hatte es auch schon meinen Geländeplan im Maul, welchen ich in der Hosentasche versteckt hatte, und es schmatzte genüsslich. Hätte ich mich zuvor bloß nicht über die Sätze lustig gemacht! ;)

sehr neugierig, das Reh!
O-torii Tor

Am O-torii Tor hatten wir zu dem Zeitpunkt Flut und konnten es leider nur von Weitem sehen. Trotzdem war das Tor ehrfürchtig und beeindruckend. Der Weg führte dann weiter vom Itsukushima Schrein, welches vom 6. - 7. Jh. erbaut worden war, wo wir auch eine traditionelle Hochzeit miterleben konnten, über den Daishoin Tempel bis hin zum Misen Berg.

Itsukushima-Schrein
Na, hat man mich gefunden? ;)



auf dem Misenbergweg
Wir wanderten mehr als eine Stunde immer steil nach oben und irgendwann am Berg angekommen war ich sichtlich erschöpft. Doch der gesamte Weg und die Anstrengung hatten sich mehr als gelohnt. Die Aussicht war atemberaubend und wunderschön. In aller Stille hatte ich die Sicht genossen und mit einem Mal wurde ich ein wenig melancholisch. Wie gerne hätte ich zu diesem Zeitpunkt Familie und Freunde an meiner Seite mit denen ich den Blick zusammen genießen könnte.


oben angekommen
traumhafter Ausblick

Da es dann auch schon spät wurde, beschlossen wir mit der Seilbahn hinunterzufahren, was pro Person nur 100 Yen gekostet hatte. Ich war leicht aufgeregt, da ich das erste Mal mit einer Seilbahn fuhr, aber es war eine positive Erfahrung und auf dem Weg nach Hause hatte ich noch von den leckeren Kuchen probiert, namens Momiji Manju. Sie hatten die Form von Blättern und waren unterschiedlich gefüllt. Vor allem die mit den roten Bohnen waren sehr lecker! Alles in allem war es ein sehr toller Ausflug, besonders, weil er auch noch ganz spontan entschieden wurde. Allerdings hatte ich an dem Abend später höllische Kopfschmerzen.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Sake Matsuri

Für viele Sake-liebende JapanerInnen, war der gestrige Tag ein Muss! Ein Mal im Jahr findet das Sake Matsuri (ein Festival) in Hiroshima statt und mich hatten Hippo Mitglieder gefragt, ob ich nicht Lust hatte mitzukommen. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. An dem Tag waren die Züge völlig überfüllt, da viele Menschen aus den Nachbarpräfekturen gekommen waren. Im Vergleich zu den vollgestopften Zügen in Tokyo war die Enge im Wagon noch viel schlimmer. Insgesamt dauerte die Fahrt eine Stunde und als wir ankamen, navigierten uns nette Mitarbeiter von der Bahn zum Ticketschalter, da man sein Rückfahrschein früher kaufen sollte und den Ansturm gegen Abend vermeiden wollte.

völlig überfüllter Zug
Überall bauten die Menschen ihre Essensstände hin und verteilten an jeder Ecke großzügig Sake. Kein Wunder, dass einige Menschen die Menge an Alkohol nicht vertrugen und auf Bänken ihren Kater ausschliefen. Es gab wirklich sehr viel zu Bestaunen und ich war sehr interessiert an der Herstellung von Sake. Mit viel Musik und Lichter schufen die Menschen eine tolle Atmosphäre.

Essensstände
Dann will ich auch mal mein Glück mit Sake versuchen!
Alle möglichen Sakesorten
Sakewerkzeuge

Es war ein toller Tag und bezüglich des Essens hatte ich natürlich wieder vieles probiert: Takoyaki (Oktopusbällchen), Misopaste, Reisbällchen mit Sakegeschmack, Tomatensaft mit Sakegeschmack, Kuchen mit Sakegeschmack, Fleisch mit Sakegeschmack, Seealgengelee, Bubble Milk Tea. Meiner Meinung nach schmeckte vieles einfach nur nach Sake und vieles werde ich sicherlich nicht noch einmal essen oder trinken, aber es war eine Erfahrung wert und es machte sehr viel Spaß!

Kleiner Nachtrag: Im Fernsehen wurde von dem Festival berichtet und man schätzte die Besucherzahl (für einen Tag) auf 300.000 Menschen ein! 

Hiroshima, da bin ich!

Hallo meine Lieben!
Nun wohne ich schon 5 Tage in Hiroshima und fange an, mich ganz langsam an meine neue Umgebung zu gewöhnen, welche mir aber aufgrund der bergigen Landschaft und Ruhe sehr gefällt.
Hiroshima

Vereinzelt erhasche ich beim Vorbeifahren Blicke auf die Atombombenkuppel und mir fährt beim Anblick immer ein kalter Schauer über den Rücken. Irgendwie ein mulmiges Gefühl, wenn man bedenkt, dass hier die Atombombe detoniert ist! In den nächsten Wochen werde ich sicherlich die Möglichkeit haben, mir alles genauer anzuschauen. In Hiroshima lebe ich "bei" einer Gastfamilie, genauer gesagt in einem anderen Haus, welches nur eine Minute entfernt ist. Es ist schon sehr einsam hier, weil ich kaum jemanden kenne und meine Familie zudem auch sehr mit dem Hippo Family Club beschäftigt und deswegen kaum zu Hause ist. In der letzten Woche habe ich die Hippos (so nenne ich die Mitglieder mal) das erste Mal kennengelernt. Mehrmals die Woche treffen sie (meist Hausfrauen) sich nun, um neue Sprachen mittels Tonbänder, Spiele und Lieder zu lernen. Sie interessieren sich sehr für den interkulturellen Austausch und nehmen auch regelmäßig Menschen aus anderen Ländern bei sich auf. Es ist sehr lustig, manchmal auch anstrengend, und neben japanisch kann ich auch einen Einblick in anderen Sprachen bekommen.
In dieser Straße wohne ich
Mein kleiner Wohnbereich
Am Donnerstag hatte ich zudem auch meinen ersten Arbeitstag im Kindergarten, welcher sich in einem Wohnhaus befand. Mit dem Zug brauchte ich ca. eine Stunde bis nach Nishihara. Dort angekommen wurde ich von den KollegInnen und Kindern sehr herzlich mit einem Schild "Willkommen im Kindergarten" empfangen. Es gab zwei Kindergruppen: Bambigruppe (0-1 Jahre) und die Schmetterlingsgruppe (1-3 Jahre). An dem Tag war ich hauptsächlich in der ersten. Die Kinder waren wirklich sehr niedlich, aber nach sieben Stunden war ich sichtlich erschöpft!

Blick vom Nishiharabahnhof
(Bild von Horie-san)
 
Der Kindergarten strebt eine sehr freie, kulturelle und kreative Erziehung an, genauer gesagt sollen die Kinder möglichst früh mit anderen Kulturen in Kontakt kommen und nicht unter strengen Regeln aufwachsen. Die Individualität eines Kindes soll in einer Gesellschaft wie die in Japan, wo das Gruppenbewusstsein sehr stark ausgeprägt ist, nicht verloren gehen.

Meine Aufgaben am ersten Tag bestanden darin, mit ihnen zu spielen, zu füttern und beim Einschlafen zu helfen. Das Füttern war eine Herausforderung: Die Kinder hatten sehr großen Spaß daran, den Reis in meine Haare zu schmeißen oder die Beilagen nicht in den Mund, sondern in deren Hosen zu legen. Das Einschlafen war eine noch größere Herausforderung: einige Kinder hatten nur vermocht in den Armen der Erzieherinnen zu schlafen. Als ich sie in ihre Betten legen wollte, fingen sie an zu weinen und weckten dabei andere Kinder auf. Also musste man immer wieder von vorn anfangen. Die Verständigung mit den KollegInnen fiel mir noch sehr schwer, da sie kein Englisch sprechen können und meine Japanischkenntnisse noch nicht ausreichten, um ihre Anweisungen korrekt zu verstehen. Aber ich gab mir Mühe und freute mich auf die nächsten Tage im Kindergarten! Übrigens arbeitete ich von 10 - 17 Uhr.

Ein kleiner Nachtrag: Es war wirklich unglaublich, wie viel Geld ich für Fahrkarten in diesem Monat ausgeben musste! Mehr als 100€ für zwölf Tage!

Dienstag, 2. Oktober 2012

Sportfestival + Akihabara + Sensōji

Das Wochenende konnte ich nun ganz mit der Gastfamilie verbringen, da die Tage zuvor wegen des Camps etwas stressig gewesen waren. Am Samstag fand dann das Sportfestival der Grundschule meiner Gastschwester statt und da sie mich bat zu kommen, wollte ich sie nicht enttäuschen und lauthals unterstützen. Es war unglaublich heiß an dem Tag, so dass wir beschlossen hatten, ins Gebäude zu gehen und es von oben aus anzugucken. Ich war wirklich überrascht, wie gut das Festival von der Schule organisiert wurde und wie viele Menschen gekommen waren. Das Sportfest zu meiner Schulzeit war im Vergleich zu diesem wirklich nichts besonderes! Die Wettkämpfe (wie zum Beispiel 100m-Staffel) und Tänze wechselten sich ab und zwischendurch gab es auch eine Mittagspause, wo wir alle auf dem Sportplatz liefen und O-Bento aßen. Wie viel Mühe sich die Mütter mit dem Essen gegeben hatten! Die verschiedenen Speisen wurden richtig süß dekoriert, wie zum Beispiel Quarkbällchen mit Bärengesicht und Ohren!

Tanz der 3. Klässler
Klassenraum der 4. Klässler











Am Sonntag fuhr ich dann mit der gesamten Familie nach Akihabara, dem Elektonik-, Manga- und Animeviertel. Beim Betreten des Buchladens Comicstore hatte es mir echt die Sprache verschlagen! So viele Mangabücher hatte ich noch nie gesehen! Und wer mich gut kannte, der wusste, dass ich mich bei so einer Gelegenheit niemals mit leeren Händen nach Hause begab. Anschließend gingen wir dann auch Essen, und zwar ins Sushirestaurant und später ins Café. Da für den Abend ein Taifun angesagt wurde, musste ich das Treffen mit meinem Cousin absagen. Solch starke Winde hatte ich zum allerersten Mal erlebt.

 mit meiner Gastmutter und einem Plüschtier
Sushi auf Fließband

Am Montag hieß es dann Abschied nehmen. Doch bevor es zu diesem Moment kam, hatte ich den Vormittag noch mit meiner Gastmutter verbracht. Nachdem der Taifun abgezogen war, hatten wir strahlendes Wetter. Sie brachte mich zum mächtigen Südtor Kaminarimon und erzählte mir sehr interessante Geschichten bezüglich der Wind- und Donnergötter und der Legende mit der Statue der Kannon, die seit Jahrhunderten verschwunden bleibt.

Sensōji
 "Reinigung des Körpers"



Der Abschied von meiner Gastfamilie fiel mir sehr schwer. Obwohl ich nur 10 Tage bei ihnen gewohnt hatte, wuchsen sie mir sehr ans Herz. Nun wird für mich der ernste Teil anfangen, nämlich in Hiroshima.

Orientierungscamp Teil II

Von Montag bis Freitag hatten wir also nun unser Camp im ICYE-Büro. Abgesehen von Freitag, wo wir im Anschluss unsere kleine Abschiedsparty hatten, verliefen die anderen Tage ähnlich: jeden Tag um 8 Uhr aufstehen und um 17.30 Uhr nach Hause fahren. Joa, das Fahren war ja so eine Sache. Erst am vorletzten Tag hatte ich es geschafft, mich einmal nicht zu verlaufen und den richtigen Eingang zu finden.  Man bedachte, dass viele Stationen um die sechs Eingänge hatten, und da ich bei diesen mir nie die Namen und Kanji einprägen konnte, war das etwas problematisch gewesen! Von 10.30 Uhr - 12 Uhr und 13.30 Uhr - 16 Uhr hatten wir Japanischunterricht und der Stoff wurde uns in einem ziemlich schnellen Tempo beigebracht. Zwischendurch hatten wir Mittagspause und das Essen variierte jeden Tag (einmal Ramen, dann Udon, später O-Bento aus dem Supermarkt). Nach dem Japanischunterricht hatten wir danach immer noch eine Kulturstunde, wo wir über verschiedene Sachen, wie die Mentalität der Japaner, Problemvermeidung, u.a. diskutierten. Sehr interessant war die Tatsache, dass das Umkleiden vor dem anderen Geschlecht unter sexuelle Belästigung fallen konnte.

im ICYE- Büro
Am Freitag fand dann die Abschiedsfeier statt, wo viele ehemalige Freiwillige, die ICYE-Mitarbeiter, unsere Gastfamilien und andere Gäste gekommen waren. Es gab ein leckeres Buffet und ich konnte viele neue Kontakte knüpfen. Die Eröffnung der Feier wurde durch uns Freiwillige mit der Selbstvorstellung auf japanisch eingeleitet. Es war schon ziemlich aufregend vor ca. 15 JapanerInnen zu sprechen, aber alles verlief prima.
Kleines Abschlussfoto
Danach ging es für uns nach Shinjuku, um den Abend ausgiebig zu "feiern". Feiern in dem Sinne, dass wir in ein Game Center gingen und später "Purikura" (niedliche Automatenfotos) zu dreizehnt machten. Es war wirklich erstaunlich, zu sehen, wie viele Menschen abends in Shinjuku unterwegs waren.



 Beim Trommelspiel
(Bild von Miriam)

Shinjuku bei Nacht