Freitag, 31. Mai 2013

Camp in den Bergen und Erdbeerernte

Vom 23. 05 - 25. 05 fand das einmal im Monat stattfindende Camp mit Schülern einer Grundschule in den Bergen statt. Mit Fukui-sensei (Esperanza), Kuratani-sensei, Fujii-sensei und Yamainu sollte ich nun jeden Tag das Lager pflegen und hüten, wobei die Arbeit recht entspannend gewesen war. Essen kochen, Sauber machen und verschiedene Aktivitäten standen auf dem Plan. Jeden Tag mussten wir alle um 06:00 Uhr aufstehen, damit das Frühstück (meist Brot mit süßem Belag, dazu noch eine Gemüsesuppe) für die Kinder zubereitet werden konnte. Übrigens schliefen wir alle in Schlafsäcken, aber ohne einer Isomatte und dementsprechend war es kalt und hart. Um 07:30 Uhr wurden die Kinder daraufhin von Fukui-sensei und Fujii-sensei mit dem Auto zur Schule gebracht und wir anderen hatten Zeit zum Aufräumen. Mit Kuratani-sensei ging ich oftmals Wildbeeren pflücken, die wir im Anschluss zu Marmelade verarbeitet hatten, reparierte mit Yamainu einige Blessuren des Holzhauses oder wir spielten gemeinsam mit der süßen Toki-chan Verstecken. Obwohl das Camp in den Bergen gelegen war, hatten wir keine besonders gute Aussicht, denn durch den Smog, der aus China nach Japan herüberzog, war es trotz Sonnenschein neblig und trüb. Ab und zu war das Tragen einer Atemmaske nötig, denn die Luft führte bei mir zum starken Husten und Niesanfällen. Um 17:30 Uhr kamen dann die Grundschüler in das Camp zurück und alle hatten selbstverständlich einen Bärenhunger. Bevor jedoch das Essen anfing, wurden die Hausaufgaben gemacht. Der Reis wurde jedes Mal auf sehr natürliche Weise über einer Feuerstelle gekocht und war unglaublich köstlich. Am ersten Tag gab es japanisches Curry und am zweiten Reis mit Natto. Danach war Freizeit angesagt, die wir mit einigen Aktivitäten ausgeschmückt hatten: Basteln von Bögen und Pfeilen, Badminton, Kartenspiel und vieles mehr. Vor dem Schlafengehen nahm noch jeder ein Bad in einem sehr alten Badehäusschen, wo die Wanne aus einem Holzfass bestand. Es war ein kleines, aber tolles Erlebnis, denn vor rund 100 Jahren badete jedermann/frau in solchen Holzbecken. Am zweiten Tag ging es abends allerdings ins Onsen und wir hatten vor, Glühwürmchen zu beobachten, die nachts allmählich immer mehr zum Vorschein kommen, je wärmer es wird. Die letzte Nacht war besonders schön, denn wir hatten zusätzlich Vollmond und unternahmen noch einen schönen Spaziergang durch den Wald.  Am letzten Tag ging es noch nach der Verabschiedung von Fujii-sensei und Yamainu zu einem Sobahaus mit einigen Schülern, wo wir leckere Nudeln hergestellt und gegessen hatten. Es waren wundervolle drei Tage!

Die Unterkunft
Beim Reiskochen
Sonnenuntergang
Beim Frühstück
Die gesamte Truppe

Am 30. 05. ging es mit den SchülerInnen und LehrerInnen in die Nachbärpräfektur Saga, um dort den halben Tag die Erdbeeren zu ernten, natürlich zu naschen :D und den Daheimgebliebenen damit eine Freude zu machen. Nach einer einstündigen Fahrt mit dem Auto kamen wir an drei riesengroßen Gewächshäusern an. Ausgestattet mit Boxen suchte sich jeder sein Häuschen aus und los ging die Jagd nach den größten und leckersten Erdbeeren, doch nach schon einer halben Stunde war vielen die Lust aus dem Gesicht geschrieben. In den Gewächshäusern war es nämlich unglaublich warm und feucht.
Gruppenfoto

Meine neue Gastfamilie

Seit dem 23. Mai wohne ich also bei der lieben Manri, die mit ihrem Mann, Yuzupon, in einem wunderschönen Haus unweit von der Ohashistation lebt und ich nur einen kurzen Weg zur Innenstadt brauche. Ein gemütliches Tatamizimmer habe ich von ihnen im zweiten Stock zur Verfügung gestellt bekommen und ich schlafe auf einem Futon, was anfangs ein wenig ungewohnt gewesen ist. Allerdings ist es jede Nacht immer so anstrengend die Alarmmusik aus dem benachbarten Altersheim zu hören, die wirklich alle 15 Minuten abgespielt wird. Fensterschließen ist bei der momentanen Hitze keine gute Lösung, also heißt es: Augen zu und durch! Die technische Ausstattung des Hauses überrascht mich jedes Mal aufs Neue: ein Wasserfilter direkt am Wasserhahn spielt laufend Musik ab und auch die Waschmaschine spricht mit mir und informiert mich über die restliche Waschzeit. Meine Gasteltern verfügen zudem über ein Sportgerät mit dem man Rodeo-reiten und damit viele Pfunde verlieren kann. Beim Anblick muss ich immer so schmunzeln :D Meine Gastmutter ist übrigens Hippo Fellow und mein Gastvater Angestellter bei einer Finanzfirma. Er lernt jeden Morgen ab 05:30 Uhr zwei Stunden für seine anstehende (gigantische) Beförderungsprüfung und geht immer pünktlich um 21:30 Uhr ins Bett. Was für eine Disziplin! Am vergangenen Wochenende habe ich den Sohn Hikari, der geschäftsmäßig im Moment in Tokyo arbeitet und die Großmutter Chikako kennengelernt. Sie ist so niedlich und ich habe sie schnell ins Herz geschlossen. Den ersten gemeinsamen Abend haben wir in einem französischen Restaurant verbracht, wo die Stimmung wirklich super gewesen ist. Die herrlichen Selbstporträts des normalerweise so ernstwirkenden Yuzupons haben einen wesentlichen Teil dazu beigetragen und seit dem Tag habe ich auch ein ganz anderes Bild von ihm :D

Meine Gastmutter Manri

Samstag, 18. Mai 2013

Kleine Abschiedsfeier

Die Hippogruppe meiner Gastmutter (E-chan) überraschte mich heute mit einer kleinen Abschiedsfeier, was ich supersüß fand. Bereits am frühen Morgen bemerkte ich, dass E-chan hektisch in der Küche mit allen möglichen Zutaten für Okonomiyaki herumjonglierte. Zunächst dachte ich, dass es für das Mittagessen sein sollte, als ich jedoch die Menge an Teig sah, wurde ich ein wenig stutzig. Stolze vier (!) Riesenportionen, von denen wir uns drei Tage hätte ernähren können, kamen am Ende heraus und da wurde mir klar, dass es für das anstehende Hipposeminar sein sollte. Nachdem meine Gastmutter später noch Mochibällchen hergestellt hatte, ging es dann mit dem Minibus in Richtung Veranstaltungshalle. Die anderen Mitglieder bereiteten ebenfalls leckere Feinschmecker vor und bevor das Spachteln losging, hielt E-chan noch eine kleine, rührende Rede, wo ich dann auch endlich den Grund für das Zusammenkommen erfuhr. Ich war echt angetan und den Mitgliedern für diese tolle Zeit bei Hippo dankbar! o(>< )o Als wir nach dem lustigen Seminar zu Hause ankamen, setzte uns erst einmal eine Ameisenplage im Wohnzimmer in Angst und Schrecken. Für das Abendessen ließen wir Essen auf den Tisch stehen, was ein fataler Fehler gewesen war. Tausende Ameisen krabbelten über die Gerichte, über den Boden und sogar in die Küche. Die zu beseitigen war verdammt lästig, und schade um das Essen! :(

Okonomiyaki, Mochi und Salat

Freitag, 17. Mai 2013

Kochen mit Esperanza # 2

Auf die Kochlöffel, fertig, LOS! :)

Heute fand die zweite Kochaktion mit den SchülerInnen im Stadtteil Tenjin wieder statt. Diesmal standen Maissuppe, Kalte Pasta und Karamelpudding auf dem Speiseplan. Ich wurde diesmal in die Vorspeisengruppe mit den Mädels Iso-chan und Non-chan eingeteilt und wir waren ein super Team. Überhaupt verlief heute alles recht schnell, sodass wir mit dem Kochen schon um 12:30 Uhr fertig waren (letztes Mal war es eine Stunde später). Nun ja, eine Sache bereitete uns doch Sorgen, nämlich der Mixer, mit dem die Suppe püriert werden sollte. Er war kaum zu kontrollieren, weswegen wir nach kurzer Zeit einen Saustall am Arbeitsplatz hatten. Es wurde brav alles aufgegessen und danach gemeinsam aufgeräumt. Während die SchülerInnen anschließend nach Hause gehen konnten, musste ich eine anstrengende Teambesprechung über mich ergehen lassen. Da ich nicht viel verstand und nun zusätzlich den vollen Magen hatte, war es noch ermüdender. Eine Frau sprach mit uns über die Philosophie von der Fluggesellschaft JAL. Was hatte das nun mit Esperanza zu tun? Auch nach der Konferenz schwirrte mir diese Frage im Kopf. Aktuell soll sich die Firma angeblich in einer schlimmen Krise befinden und wir sollten nun besprechen, woran das wohl läge und ob man deren Philosophie auf Esperanza übertragen könnte. Meiner Meinung nach waren beide Sachen verschieden (JAL -> Fluggesellschaft, ESPERANZA -> Schule) und von daher eine Übertragung schwer vorstellbar, ausgenommen von Prinzipien wie angenehmes Arbeitsklima und Vermeidung des Leistungsdrucks. 

Das Schlemmen kann beginnen! :)

Es bleibt spannend...

Nach der ereignisreichen Goldenen Woche, in der ich viel mit meiner Gastfamilie unternommen hatte, kehrte in meinem Leben wieder der Alltag ein, der jedoch keineswegs langweilig war:
Da bei ESPERANZA bald ein Schüler für einen Monat nach Neuseeland reisen wird, unterstützte ich ihn besonders stark im Fach Englisch und erzählte ihm von meinen bisherigen Erfahrungen mit Gastfamilienaufenthalten. Zwischendurch kamen einige Personen verschiedener Organisationen zu uns, um interessante Seminare und Präsentationen über alle möglichen Themen zu halten, wie zum Beispiel: Kommunikation und Medien und Ich und meine Umgebung. Auch gab es ein Sportseminar, in dem wir uns minutenlang auf den Bauch schlagen und Entspannungsübungen durchführen mussten. Weiterhin blieb ich letztens von negativen Erfahrungen ebenfalls nicht verschont, als ich im Kasuga-Park etwas Sport machen wollte. Die ständigen Blicke eines älteren Mannes waren mir widerwärtig, weshalb ich schnell das Weite suchte. Doch fehlgeschlagen: Da hatte er mich tatsächlich an einer Seitenstraße abgefangen und angesprochen. Versuchend ihn erst mit höflichen Sätzen und später schroff irgendwie loszuwerden, verfolgte er mich sogar bis zu meinem Fahrrad ständig mit intimen Fragen und Angeboten, an schattige Orte, ins Café oder zu einer Sitzbank zu gehen. Selbst als ich mit dem Fahrrad losgeradelt war, rannte er mir hinterher. Ich weiß nun mit Sicherheit: Dort werde ich alleine keinen Fuß mehr setzen! Am Mittwoch (15.05.) hätte ich doch beinahe mein Handy verloren! Auf dem Nachhauseweg war mir das Handy aus der Jackentasche im Zug gefallen, was ich jedoch erst nach dem Aussteigen bemerkt hatte. Panik breitete sich bei mir aus und ich radelte mit dem Fahrrad schnellstmöglich nach Hause. Kurze Zeit später traf auch mein Gastvater ein, der mich erstmal zu beruhigen versucht hatte. "Da wir schließlich in Japan sind, wird keiner das Handy einfach so mitnehmen!". So rief mein Gastvater bei der Zuggesellschaft an und ich machte mich mit meiner Gastmutter auf dem Weg zu meiner Telefongesellschaft ("Softbank"), um das Telefon erstmal sperren zu lassen und wenige Minuten später wieder zu aktivieren, denn mein Gastvater benachrichtige uns, dass das Handy gefunden worden war. Welch ein Glück! Ein freundlicher Zuggast fand beim Aussteigen das Handy und übergab es den Zugmitarbeitern. So hatte ich am späten Abend das Handy wieder, wobei es mir schon ordentlich genug die Nerven geraubt hatte, in dem es sich manchmal von allein ins Internet wählte und ich daraufhin eine deftige Rechnung erhielt. Laut meiner Gastmutter sei die Wahrscheinlichkeit, verlorene und vergessene Gegenstände wiederzufinden, sehr hoch. Da kann sich Deutschland echt eine Scheibe abschneiden, finde ich.

Samstag, 4. Mai 2013

Dazaifu + Dontaku Matsuri

Spontan unternahm ich gestern mit meinem Gastvater eine wunderschöne Fahrradtour nach Dazaifu,  eine Stadt, die vor allem für die fünfhundertjährige Herrschaft nach 663 über die Insel Kyushu berühmt war. Zuerst verschlug es uns zu den Ruinen einer Wasserfestung, Mizuki genannt, von wo aus die Stadt Dazaifu von möglichen Invasionen der Chinesen (Tang-Dynastie) und Koreaner (Königreich Silla) verteidigt wurde. Viel blieb von dem Graben und dem Damm nicht mehr übrig, bloß ein kleines Steinmonument auf einem Hügel erinnerte daran. Im Anschluss strampelten wir in Richtung Dazaifu Palast, wo ebenfalls nur noch einzelne Steinflächen, auf denen Holzphäle standen, zu sehen waren, und wir beteten im Anschluss im Kanzeon-ji Tempel, welches einst Kyushus buddhistisches Zentrum gewesen war.

Mizuki
Dazaifu Palast

In Dazaifu gab es noch weitere historische Stätten und schöne Plätze, wie zum Beispiel das Areal rund um den Tenmangu Schrein. Besonders im Frühling war dieser Ort mit weißen und pinkfarbenen Blüten übersät, denn dem, hier begrabenen, als "Gott des Lernens" bezeichneten Minister wurden aufgrund seiner Vorliebe für Pflaumenbäume und ihre Blüten, diese Pflanzen aus Bewunderung geschenkt. Als wir dort angekommen waren, brachte uns die Menschenmasse fast zum Verzweifeln. Ach ja, wir vergaßen, dass Feiertag gewesen war! Wenig später überquerten wir auch eine rote Brücke mit drei Bögen, welche die Zeit symbolisieren sollte. Der erste Bogen stand für die Vergangenheit, der zweite für die Gegenwart und der letzte für die Zukunft. Erst im Nachhinein erfuhr ich von meiner Gastmutter, dass man sich nach Überschreitung des letzten Bogens nicht umdrehen durfte. Zur Sicherheit streichelte ich noch den Kopf einer Rinderstatue, was mich hoffentlich vor Unglück bewahrte. Nachdem wir gemeinsam Mochi gegessen hatten, fuhren wir nach Hause, denn am Nachmittag erwartete uns noch das berühmtberüchtigte Dontaku Festival!

Rote Brücke
Eingang zum Tenmangu Schrein

Das wohl farbenprächtigste Fest in Japan eröffnete am 3. und 4. Mai seine Pforten und lud mehr als zwei Millionen Besucher aus ganz Japan und über die Grenze hinaus ein. Das Fest mit seinem Ursprung bis ins Jahr 1179 war eigentlich ein Neujahrsbrauch, doch heutzutage präsentierten die BewohnerInnen einen großen Umzug mit ausgefallenen Kostümen, Tänzen, Instrumenten (allen voran die Trommler) und mit Popmusik. Männer und Frauen, jung und alt paradierten stundenlang durch die Straßen und viele Stände boten die leckersten Feinschmecker an. Und wer hätte gedacht, dass ich nicht als Zuschauerin, sondern als Amateur-Tänzerin am Fest teilnahm? :D Kurz einige Worte vorweg: Mein Gastvater arbeitete bei einer Tierauffangstation und seine Crew wollte unbedingt bei dieser Parade teilnehmen und suchte Freiwillige. Warum nicht? Ausgestattet mit Hasenohren, einer orange-farbenen Weste und einem Fächer machte ich mich frohen Mutes auf zum Startpunkt. Andere von uns verkleideten sich als Winnie Puuh, Katze und Hund. Vorher studierten wir noch eine einfache Choreographie ein und los ging es! Es machte unglaublich viel Spaß und war eine superlustige Erfahrung. 

mit Hasenohren ausgestattet

während der Parade