Montag, 30. Dezember 2013

Zurück in Deutschland

Es sind bereits nach meiner Rückkehr aus Japan, sage und schreibe, drei Monate vergangen! Huch, wo ist nur die Zeit geblieben? Hiermit begrüße ich euch noch einmal in diesem spannenden Jahr 2013 :) Vor genau einem Jahr war ich von meiner Südkoreareise nach Hause gekommen und fing mit den Vorbereitungen für die Neujahrstage an. Hach ja, da werde ich glatt melancholisch und fange wieder an, die wunderbare Zeit zu vermissen. Was ist denn sonst noch so bei mir passiert?, wollt ihr sicherlich wissen.

Ende Juli fand mein Abschlussseminar in Kobe statt, wo ich auf die anderen Freiwilligen (Miriam, Kiryu, Stig und Kati) wiedertraf. Wir verbrachten meiner Meinung nach unsere schrecklichsten Tage im Leben mit einigen anderen ICYE-Mitgliedern zusammen auf einer Farm hoch oben in den Bergen, abgekapselt von jeglicher Zivilisation. Bis zum nächsten Bahnhof brauchten wir mehr als eine Stunde mit dem Auto und vom Markt war gar nicht mal die Rede mehr. Gut, dachte ich mir. Die eine Woche würde sicherlich schnell umgehen und du hast ja immernoch deine Freunde bei dir. Meine anfängliche Zuversicht verblasste in kürzester Zeit, denn die Zustände dort waren katastrophal. Die Arbeit, die wir verrichteten, bestand aus (illegaler) Müllverbrennung, Swimming-Poolsäuberung, Holz- und Ästehacken, Schweinefütterung und Putzen. Vor allem hatte ich mit der Fütterung der Schweine zu kämpfen, denn deren Haltung war unter aller Sau! In einem Gehege für höchstens vier Tiere wurden mehr als das Dreifache gehalten und ich sah sehr deutlich, wie stark sie unter dem Stress litten und sich gegenseitig die Schwänze und Ohren abbissen. Das, was sie zu fressen bekamen, war undefinibar, doch konnte ich die braune Flüssigkeit sicher als Antibiotika identifizieren. In der gesamten Woche rührte ich nicht ein Stück Fleisch an. Nach getaner Arbeit waren wir alle ziemlich ausgelaugt, was einerseits an dem heißen Wetter und andererseits an die Art der Arbeit lag. Am Abend wurden immer verschiedene Workshops zu unserem Freiwilligendienst durchgeführt, jeder sprach über sein vergangenes Jahr und sah voller Optimismus in seine Zukunft. Zu dem Zeitpunkt hoffte ich nur, dass die Zeit auf der Farm schneller vergehen sollte. Als man sich einige Tage später an die Farm gewöhnt hatte, jagte uns der Farmbesitzer einen riesengroßen Schrecken ein. Am letzten Abend während eines Lagerfeuers kam er wutentbrannt auf uns zu und schrie uns an, die Farm so schnell wie möglich zu verlassen. Den Grund dafür erfuhren wir Freiwillige nie und auch die ICYE-Mitglieder verstanden ihn nicht und meinten, dass er nicht klar im Sinne wäre. Am nächsten Tag noch die gesamte Farm auf Glanztour gebracht und dann bloß weg! Die ICYE-Mitgleider waren sich auch sicher, dass sie in Zukunft keinen Schritt mehr auf die Farm tun werden. Als Entschädigung bekamen wir einen freien Tag in Kobe und verbrachten ihn am Strand und genossen das schöne Sommerwetter. Denn am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen. 

Alle hochmotiviert! (anfangs versteht sich)
Tatamimattenverbrennung


Kleine Schnaufpause

Die Schweine


Workshops
Schrein in Kobe

Abschiedsfoto

Nachdem das Abschlusscamp vorbei war, verbrachte ich einen wunderschönen Sommer mit meinen Gasteltern aus Hiroshima in Vietnam, die ganz spontan entschieden hatten, mich zu begleiten. Meine Familie aus Vietnam nahm sie sehr herzlich auf und meine Gasteltern blieben von Kulturschocks allerdings nicht verschont. Beide Kulturen haben ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede :)
Wieder zurück in Japan angekommen besuchte ich noch ein weiteres Mal die Familie Kawabe, die ich beim ersten Orientierungscamp in Tokyo kennengelernt hatte. Meine Gastmutter konnte meine Entwicklung all die Monate verfolgen und es überraschte uns beide, dass wir uns diesmal komplett auf japanisch unterhielten und ich gar nicht mehr wie eine Ausländerin wirkte, woran wir am Anfang gar nicht hätten denken können. In den weiteren Tagen besuchten wir das Disney Sea Resort (ein weiterer Traum von mir wurde wahr hehe) und den Tokyo Tower. Auch meine Cousins, die beide in Japan studieren, konnte ich einen Besuch abstatten, was mich vollends glücklich machte. Sie zeigten mir den Mt. Fuji und erlaubten mir einen Einblick in das Ghiblimuseum! Von den Filmen bin ich nämlich ein großer Fan *-*

Mt. Fuji
Aussicht vom Tokyo Tower

Im Disney Sea
Das Ghiblimuseum

Der Roboter aus dem "Schloss im Himmel"


Gründer von Hippo getroffen

Ghiblifilm im Kino gesehen
Teezeremonie im Yukata

Ende September war ich dann also wieder zurück in Deutschland. Ich hatte mich sehr gefreut, meine Eltern und meine Freunde wieder in die Arme schließen zu können und ich wurde sehr herzlich von ihnen empfangen, die mich gar nicht wieder mehr loslassen wollten :). Die Eingewöhnung dauerte nicht sehr lange, doch schreckten mich einige Tatsachen ab, die ich sicherlich vor meinem Aufenthalt ignoriert hätte, zum Beispiel die Direktheit einiger deutscher Passanten oder die dreckigen Straßen Berlins. Auch bekam ich auf andere Dinge nun einen ganz anderen Blickwinkel, was Leistungsdruck und Gleichberechtigung Frau/Mann angingen, und verhielt mich anders. Kontakte und Freundschaften hatten sich verändert und wiederum lernte ich neue Menschen kennen. Es stimmte, dass ein längerer Aufenthalt in einem anderen Land, Einfluss auf die Persönlichkeit eines Menschen nehmen konnte, ihn zwar nicht groß ändern, doch ich konnte für meinen Teil sagen, dass ich sehr viel ruhiger, zurückhaltender und zufriedener mit mir geworden war. In der Nacht träumte ich noch oft, dass ich in Japan gewesen war, bei den Kindern in Hiroshima oder bei meinen Gasteltern, irgendwo zwischen all den Kirschblüten im Frühling und rotfarbenen Ahornblättern im Herbst. Nun habe ich meinen nächsten Lebensabschnitt begonnen, nämlich das Studium und ich bin sehr gespannt, was die Zukunft bringen wird. Meine Motivation, die japanische Sprache zu verbessern, hat zwar abgenommen und ich habe bereits vieles vergessen, doch aufgeben tue ich nicht, denn ich möchte ein weiteres Mal nach Japan reisen!

Übrigens bekam ich zu Weihnachten von meinen Gasteltern aus Fukuoka (Manri und Yuzupon) ein kleines Weihnachtsgeschenk geschickt, worüber ich mich tierisch gefreut hatte! Es gab nämlich japanische Süßigkeiten und Tee *___*すごいです!

Feinschmecker!

Das war's dann von mir für 2013 und ich wünsche Euch Lesern einen wundervollen Rutsch ins Neue Jahr 2014!

Eure Phuong

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